Lukaskirche Dresden

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kreuzkirche zu eng für die mehr als 100.000 Gläubigen in ihrem damaligen Einzugsbereich. So wurde nach den Plänen des Leipziger Architekten Georg Weidenbach in den Jahren 1899 bis 1903 die Lukaskirche errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Lukaskirche - vor allem Altarraum und Turm - stark beschädigt. Folgeschäden traten ein, sodass die Kirche lange nicht mehr genutzt werden konnte. Ende der 1950er Jahre entstand die Idee, das Gebäude für Orchesterproben und Schallplattenaufnahmen zu nutzen. Von 1964 bis 1972 wurde die Kirche zum Tonstudio für den VEB Deutsche Schallplatten Berlin umgebaut. Seit 1972 werden wieder Gottesdienste in der Lukaskirche gefeiert.

 

Am Gebäude haben sich über die Jahre zahlreiche Mängel angesammelt: u. a. Wassereinbrüche, schlechtes Raumklima, Ausdünstungen und unzureichende Brandschutz- und Versorgungsvorrichtungen. Auch die Akustik hat über die Jahre gelitten; verstaubte Oberflächen, veraltete Technik, fehlende Künstlerbereiche etc.Dies brachte im 2014 die großen Fragen auf die Agenda: Braucht die Kirchgemeinde noch ein Kirchgebäude? Wo wollen wir hin, mit dem, was sich Gemeinde nennt? Wozu soll das Kirchgebäude dienen? Und überhaupt: Ist eine Instandsetzung finanziell und ideell realistisch?

In die Diskussion um ein Gesamtkonzept flossen verschiedene Nutzungsszenarien ein: Die Lukaskirche als Musikkirche, als kultureller Veranstaltungsort, als Stadtteilzentrum, als Mietobjekt etc. Letztlich sind und bleiben die Gemeinde und der gemeinsame Gottesdient Ausgangspunkt aller Überlegungen. Um dies baulich stärker in den Mittelpunkt zu rücken, soll zunächst die Lage des Altars dichter in die Gemeindemitte rücken, sozusagen in bessere Hör-, Sicht- und Erlebnisnähe. Die Nebengelasse sollen wieder für die Gemeinde und ihre Aktivitäten zugänglich gemacht werden. Dazu zählt auch eine Verbesserung der Wegebeziehungen und die Sanierung weiterer sanitärer Anlagen. Der musikalische Schwerpunkt der Kirche bleibt, wenn auch mit leicht verschobenem Fokus. Für die sehr anspruchsvollen Musikdarbietungen (Konzertbetrieb) sollen die Bedingungen für Zuhörer und Musiker bzgl. Raumambiente, Verständlichkeit und Sichtbeziehungen verbessert werden, bspw. durch Eintragen von Absorptionsflächen oder Herstellung neuer akustisch abgestimmter Oberflächen in den Veränderungsbereichen. 


Für die Struktur des Kirchenraums ist derzeit vorgeschlagen: Ordnung des Altars und Ambos in den zentralen Bereich des Vierungsfeldes; der frei werdende Chorraum erhält ein flaches Stufenpodest, nutzbar für einen Chor, Gottesdienst- oder Konzertbesucher, der Podestunterraum dient als Lagervolumen für weitere, mobile Podestanlagen; Rückbau der Seitenverkleidungen zu den Emporen, Freilegen der historischen Emporenbögen für einen leichteren, helleren Raumeindruck, Neuordnung der seitlichen Räumlichkeiten unter den Emporen, um unabhängigere Raumnutzungen zu ermöglichen. 

Nach den Umbauten Ende der 1960-iger Jahre können wir nun erstmals den eigenverantwortlich fertiggestellten 1. Bauabschnitt der abgestimmten Konzeption unserer Kirche bewundern. Die Sanitärbereiche und der Zugang zur Empore des östlichen Seitenschiffes wurden bereits zum 3. September 2020 freigegeben. Ein neuer Wanddurchbruch in der EIngangshalle führt direkt zum Emporenaufgang und zur neuen Sanitäranlage.
Der erste Eindruck vermittelt ein erhabenes Gefühl, hell und freundlich, edel und vertraut. Die historische Wandgestaltung wurde hell fortgeführt. Kleine Wandflächen im ursprünglichen historischen dunklen Farbton zeigen die Veränderung. Der neue Sanitärbereich wurde durch neue Elemente mit historischem Bestand verbunden. Zurückhaltende helle Keramik und Trennwände unter der ursprünglichen schönen Holzdecke und den beeindruckenden Wandkapitellen, gekonnt belichtet mit Bewegungsmeldern ausgestattet zum energie- und damit kostenschonenden Nutzen.
Fast unbemerkt, aber wichtig und schön ist ebenso die neu entstandene Küche im Anschluss des Künstler/innen-Umkleidebereichs. Sie wurde nötig, da am früheren Platz der Sanitärbereich und die Toilettenanlage entstand. Jetzt erfolgt der Zugang vom Kirchraum zu
den ehemaligen Aufnahmebereichen des VEB Deutsche Schallplatten Berlin.


Die Treppe führt nun wieder, wie früher, durch das ursprüngliche hohe Treppenhaus zur Empore. Hier wird man einer großen 3-gliedrigen Tafelanlage gewahr, einer Mahntafel zum Gedenken der Gefallenen der Gemeinde um die Lukaskirche im 1. Weltkrieg. Bei den Umbauarbeiten wurden diese Tafeln gefunden und freigelegt. Geschützt durch eine Wandblende aus Gipskarton, überdauerten sie die Zeit. In Abstimmung mit der Landesdenkmalpflege durften diese Tafeln vom jetzigen Sanitärbereich auf das beschriebene Treppenpodest versetzt werden.

 

Derzeit wird geprüft, ob und in welcher Form die ehemaligen Studioräume (Ostseite) wieder hergerichtet werden können, um als Backstageräume den aktuellen Anforderungen an einen regelmäßigen Veranstaltungsbetrieb gerecht zu werden.